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Brief von Schliengen (Grossherzogtum Baden) nach Aosta (Königreich Sardinien-Piemont), 1848
Den nachfolgend beschriebenen Brief habe ich in der Sammlung eines bekannten deutschen Sammlers gesehen. Ich habe festgestellt, dass der Leitvermerk des Absenders. „par le grande St. Bernarde“ und der Stempel „Via di S. Julien“ nicht übereinstimmen. Unter Zuhilfenahme mir zur Verfügung stehender Literatur habe ich versucht, den Postweg zu recherchieren, aber auch die Taxvermerke zu entziffern. Es ist mir aber nicht gelungen, den Postweg mit abschliessender Sicherheit festzustellen.
Vielleicht befindet sich unter den Lesern ein Spezialist, der meine Aussagen bestätigen oder allenfalls widerlegen kann.

Abgang des Briefes:
Schliengen, Grossherzogtum Baden
3. Juni 1848
Leitvermerk des Absenders: "par le grande St. Bernarde"

Ankunft:
Aosta, Piemont
9. Juni 1848 (auf Kopie nicht lesbar)

Vermerke / Stempel:
Stempel Schliengen, 3. Juni 1848
Stempel Genf, 6. Juni 1848
Leitvermerk, VIA DI S. Julien, in (3*) beschrieben

Stempel Genf, 6. Juni 1848

Ankunftsstempel Aosta, 9. Juni 1848, Taxvermerke

Postweg:
In der Literatur ist die gängige Route von Lörrach (Basel) oder Schaffhausen nach Bern - Lausanne - Martigny - Grosser St. Bernhard - Aosta beschrieben (1*).
Die Frage stellt sich, warum der Brief vom Grossherzogtum Baden via Genf nach Aosta, also über einen längeren Postweg, geleitet wurde.
In Postverträgen zwischen den Staaten, sowie zwischen Staaten und Postbeauftragten (Fischerpost, Thurn und Taxis, ….) wurden Postrouten genau vorgeschrieben. Bei politischen Veränderungen war es oft unumgänglich, die Routen zu ändern.

Forschungsergebnisse:
Im Verordnungsblatt des Vertrages zwischen der „Direktion der Grossherzoglichen Posten und Eisenbahnen Karlsruhe“, vom 24. April 1845, und der Oberpostverwaltung der Republik Bern beschreibt der Vollzug des abgeschlossenen Postvertrages (Seite 161), den Leitweg "Schweiz direkt ins Königreich Sardinien", hier auszugsweise wiedergegeben:

Postverbindungen und Auswechslungen:
I. über die Routen des Kantons Basel in Richtung Liestal, Dürrenmühle, nach Bern
II: Die Versendung der beiderseitigen internen, sowie der herkommenden und weiter gehenden Korrespondenzen hat mittels nachstehender täglicher Briefpaketschlüsse stattzufinden
III: zwischen Lörrach und Bern, Frankierung:
Die Post kann spediert werden:
- frankiert bis Bestimmungsort
- unfrankiert bis Bestimmungsort
- frankiert bis Bern, dann weiteres Porto vom Empfänger bezahlt
- frankiert bis zur sardisch-schweizerischen Grenze, ab da Porto vom Empfänger bezahlt.

Postweg:
Die Korrespondenz aus dem Grossherzogtum Baden nach dem Königreich Sardinien wird, anstatt wie bisher nach Schaffhausen, künftig in Paketschlüssen nach Bern versendet. Von dort erfolgt die Weiterleitung an die Schweizerisch-Sardische Grenze (St. Julien), um von dort an die Bestimmungsorte weitergeleitet zu werden.
Gemäss Handbuch "Postgeschichte von Genf" führte der Weg von Genf über St. Julien nach Chambery - Mont Cenis - Turin und zurück nach Aosta (1*, Seiten 89, 99, 102; 4*).
Der Leitvermerk: "via di S. Julien" wurde in St. Julien, Chambery oder Turin, für Post, die über das Königreich Sardinen gelaufen ist, angebracht (1*; 4*).

Gebräuchliche Taxierungen:
Im Handbuch Postgeschichte (1*) genannte Taxen:

Basel (Lörrach) - Bern: 8 Soldi
Genf (Schweiz) - Aosta: 10 Soldi via Turin! (1* Seite130)
Auslandzuschlag: 2 Soldi (1* Seite130)

auf dem Brief (rückseitig), sind folgende Tax-Zahlen zu erkennen:
12; 8 (durchgestrichen = bezahlt); 2 (Taxangaben in Soldi)

Herr Joachim Helbig, Vorphila-Kenner Deutschland, vertritt die Meinung, dass das Porto komplett vom Absender bezahlt wurde, und die Vermerke rückseitig wohl nur für die Abrechnung der Gebühren innerhalb der beteiligten Postverwaltungen gedient hatten.

Aufteilung der berechneten Taxen:

Schliengen - Lörrach - Bern: 8 Soldi (durchgestrichen = vom Absender bezahlt)
Bern - Genf - Aosta via Turin: 12 Soldi
Auslandzuschlag: 2 Soldi
Total: 22 Soldi

Der Umweg über Turin (Turin - Aosta) wurde nicht berechnet, siehe auch (1* Seite 130).

Leitung des Briefes:
Nach der Literatur (1*, 4*) ist zu schliessen, dass folgender Postweg wahrscheinlich ist:
Schliengen - Lörrach, via Basel - Bern weiter nach Genf, die Schweiz an der "Grenz-Zollstelle S. Julien" verlassend, weiter via Chambéry - Mont Cenis - Turin, nach Aosta.

Verwendete Literatur:
(1*) Handbuch Postgeschichte von Genf, Band VII, Richard Schäfer
(2*) Verordnungsblatt der Direktion der Grossherzoglichen Posten und Eisenbahnen,
Karlsruhe, den 24. April 1845.
(3*) Paolo Vollmeier, Storia postale del Regno di Sardegna, dalle origini all'introduzione del francobolli, Bd. 3 (Seiten 301, 302)
(4*) Brief von Paolo Vollmeier an M. Sutter vom 17.10.2010

Max Sutter
4450 Sissach, Schulstrasse 9
bu-maxsutter@bluewin.ch